Grundwasser ist für Mensch und Natur von essenzieller Bedeutung. Ob als wichtigste Ressource der Trinkwassergewinnung, als zusätzliche Bewässerung in der Landwirtschaft oder als Lebensgrundlage einer Vielzahl von Ökosystemen. Grundwasser ist stets besonders schützenswert. Für eine nachhaltige Nutzung des Grundwassers ist es daher notwendig, jegliche Art von Verunreinigung zu vermeiden, weshalb sich zahlreiche Institutionen, Initiativen und Fachleute intensiv mit diesem Thema beschäftigen
So auch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das eine Strategie zur Vermeidung und Verminderung des Spurenstoffeintrags speziell in die Gewässer des Hessischen Rieds entwickelte. Ziel dieser Strategie ist, durch geeignete Maßnahmen die stoffliche Belastung der Fließgewässer im Ried zu vermindern und damit im Sinne des Wasserhaushaltsgesetzes sowohl die vielfältigen Funktionen und Nutzungen der Gewässer zukünftig sicherzustellen als auch die Grundwasservorkommen im Ried langfristig zu schützen.
Im Rahmen des Dialogforums „Spurenstoffe im Hessischen Ried“ wurde unter der Schirmherrschaft der hessischen Umweltministerin Priska Hinz erstmalig ein Wettbewerb ausgerufen, bei dem sich Unternehmen, Handwerk, Verbände und Institutionen bewerben konnten.
RMI-Geschäftsführer Dr. Helge Kramberger und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr. Ayman Bishara erkannten das Potential einer ihrer Erfindungen, des Sockelschienen-Filtersystems „Eco-Safe“, sandten die erforderlichen Unterlagen ein und wurden an Anhieb mit einer Urkunde geehrt. Laudator Thomas Klaßen, Leiter der Geschäftsstelle Umweltallianz Hessen, zeigte sich beeindruckt. „Es ist eine umweltfreundliche und effektive Lösung, um das Risiko der Freisetzung von Bioziden und anderen organisch-chemischen Schadstoffen, die aus Fassadenkonstruktionen ausgewaschen werden, in den Boden und in Gewässer zu reduzieren“, betonte Klaßen.
„Unser Geschäft ist die Fassade“, scherzt Helge Kramberger in seinem Vortrag anlässlich der Preisverleihung im Darmstädter Regierungspräsidium, bevor er auf den Zusammenhang von Fassadefarbe und Grundwasser kommt. „Auswaschungen“ und „Biozide“ sind die Schlagworte, die die Branche seit vielen Jahren begleiten und in der Öffentlichkeit in der Kritik stehen. Dass bereits seit rund 10 Jahren sogenannte verkapselte Biozide Stand der Technik in Fassadenbeschichtungen sind, geht hierbei häufig unter. Es handelt sich dabei um Mikrokapseln, die dafür sorgen, dass die Wirkstoffe besser in der Oberfläche eingebunden bleiben. Durch die Verkapselung ist die Freisetzung deutlich verzögert. Dadurch verbleibt der Wirkstoff wesentlich länger im Beschichtungsfilm und es sind wesentlich geringere Eingangskonzentrationen erforderlich, um einen signifikant längeren Schutz vor Algen- und Pilzbefall an der Fassade zu bieten.
Eine Vielzahl von Forschungsvorhaben, an denen auch das RMI mitwirkt, beschäftigt sich seit nunmehr rund 15 Jahren mit Auswaschungen von Spurenstoffen aus Gebäuden. Vergleiche mit um eine vielfach höhere Belastung durch Pflanzenschutzmittel zieht Kramberger nur am Rande, er betont dagegen die Verantwortung gegenüber der Umwelt und das Vorsorgeprinzip: „Wir müssen und werden unseren Beitrag leisten, auch bei kleinsten Mengen.“
Kramberger weist in diesem Zusammenhang auch auf die Angebotsvielfalt der Baufarbenhersteller hin: Für eine Fassadenbeschichtung stehen sowohl verschiedene biozidhaltige und als auch biozidfreie Produkte zur Verfügung. Die Entscheidung trifft letztlich der Auftraggeber der Baumaßnahme.
Doch muss man sich mit dem Restrisiko von geringen Mengen an Spurenstoffen abfinden? Nein, lautet die klare Antwort von Helge Kramberger. So kompliziert der Name „Sockelschienen-Filtersystem „Eco-Safe“ klingen mag, so simpel ist das Prinzip: Volle technische Schutzfunktion und Dauerhaftigkeit für die Fassade bei gleichzeitiger Vermeidung der Freisetzung von Spurenstoffen.
„Die Schienen sind für unterschiedliche Gestaltungoptionen und Materialien angedacht“, sagt Helge Kramberger und ergänzt: „Sie sind perfekt geeignet sowohl für eine Nachrüstung bei Renovierungsanstrichen als auch für eine Wiederverwendung bei einem anderen Bauprojekt, also eine perfekte Lösung für Malerbetriebe. Sie können einmal an der Hauswand montierte Schienen nach zwei bis drei Jahren, wenn die Freisetzung der Wirkstoffe gegen null geht, leicht entnehmen, das Filtermaterial tauschen und an einer neuen Fassade installieren. Einfacher geht es nicht, die Umwelt zu schonen.“
Die Patentanmeldung ist erfolgt, erste Pilotprojekte in Zusammenarbeit mit einem innovativen Malerbetrieb sind bereits umgesetzt. Kramberger wünscht sich aber mehr: Weitere Pilotprojekte und Signale in die Branche, um Marktinteresse zu wecken und in die Serienproduktion zu gehen.
Laut Umweltministerin Prisca Hinz muss er sich hierüber keine Gedanken machen und verspricht, diese Innovation bei ihren Gesprächen mit den Kollegen im hessischen Wirtschaftsministerium, die für Bauen zuständig sind, gebührend zu platzieren.